142.20 Federal Act of 16 December 2005 on Foreign Nationals (FNA)

142.20 Bundesgesetz vom 16. Dezember 2005 über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration (Ausländer- und Integrationsgesetz, AIG)

Art. 76a Detention under the Dublin procedure

1 The competent authority may order the detention of the foreign national concerned to ensure removal to the Dublin State responsible for the asylum proceedings, if in the case concerned:

a.
there are specific indications that the person intends to evade removal;
b.
detention is proportional; and
c.
less coercive alternative measures cannot be applied effectively (Art. 28 para. 2 of the Regulation [EU] No 604/2013208).

2 The following specific indications suggest that the person concerned intends to evade removal:

a.
The person concerned disregards official orders in the asylum or removal proceedings, in particular by refusing to disclose their identity, thus failing to comply with their duty to cooperate under Article 8 paragraph 1 letter a AsylA209 or by repeatedly failing to comply with a summons without sufficient excuse.
b.
Their conduct in Switzerland or abroad leads to the conclusion that they wish to defy official orders.
c.
They submit two or more asylum applications under different identities.
d.
They leave the area that they are allocated to or enter an area from which they are excluded under Article 74.
e.
They enter Swiss territory despite a ban on entry and cannot be removed immediately.
f.
They stay unlawfully in Switzerland and submit an application for asylum with the obvious intention of avoiding the imminent enforcement of removal.
g.
They seriously threaten other persons or considerably endanger the life and limb of other persons and are therefore being prosecuted or have been convicted.
h.
They have been convicted of a felony.
i.
They deny to the competent authority that they hold or have held a residence document and/or a visa in a Dublin State or have submitted an asylum application there.
j.210
They are a risk to Switzerland’s internal or external security according to findings made by fedpol or the FIS.

3 The person concerned may remain or be placed in detention from the date of the detention order for a maximum duration of:

a.
seven weeks while preparing the decision on responsibility for the asylum application; this includes submitting the request to take charge to the other Dublin State, waiting for the response or tacit acceptance, and drafting and giving notice of the decision;
b.
five weeks during proceedings under Article 5 of Regulation (EC) No 1560/2003211;
c.
six weeks to ensure enforcement from notice being given of the removal or expulsion decision or the date on which the suspensive effect of any appeal against a first instance decision on removal or expulsion ceases to apply and the transfer of the person concerned to the competent Dublin State.

4 If a person refuses to board the means of transport being used to effect the transfer to the competent Dublin State, or if they prevent the transfer in any other way through their personal conduct, they may, in order to guarantee the transfer, be placed in detention if a detention order under paragraph 3 letter c is no longer possible and a less restrictive measure will not achieve a satisfactory result. The person may be detained until transfer is again possible, but no longer than six weeks. The period of detention may be extended with the consent of a judicial authority if the person concerned remains unprepared to modify their conduct. The maximum duration of this period of detention is three months.

5 The days in detention count towards the maximum duration in terms of Article 79.

207 Inserted by Annex No I 1 of the FD of 26 Sept. 2014 (Adoption of R[EU] No 604/2013 establishing the criteria and mechanisms for determining the Member State responsible for examining an application for international protection), in force since 1 July 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

208 See footnote to Art. 64a para. 1.

209 SR 142.31

210 Inserted by No I 2 of the FA of 25 Sept. 2020 on Police Counterterrorism Measures, in force since 1 June 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

211 Commission Regulation (EC) No 1560/2003 of 2 Sept. 2003 laying down detailed rules for the application of Council Regulation (EC) No 343/2003 establishing the criteria and mechanisms for determining the Member State responsible for examining an asylum application lodged in one of the Member States by a third-country national, OJ L 222 of 5.9.2003, p. 3.

Art. 76a Haft im Rahmen des Dublin-Verfahrens

1 Die zuständige Behörde kann die betroffene ausländische Person zur Sicherstellung der Wegweisung in den für das Asylverfahren zuständigen Dublin-Staat in Haft nehmen, wenn im Einzelfall:

a.
konkrete Anzeichen befürchten lassen, dass die Person sich der Durchführung der Wegweisung entziehen will;
b.
die Haft verhältnismässig ist; und
c.
sich weniger einschneidende Massnahmen nicht wirksam anwenden lassen (Art. 28 Abs. 2 der Verordnung [EU] Nr. 604/2013208).

2 Folgende konkrete Anzeichen lassen befürchten, dass sich die betroffene Person der Durchführung der Wegweisung entziehen will:

a.
Die betroffene Person missachtet im Asyl- oder Wegweisungsverfahren Anordnungen der Behörden, insbesondere indem sie sich weigert, ihre Identität offenzulegen, und damit ihrer Mitwirkungspflicht nach Artikel 8 Absatz 1 Buchstabe a AsylG209 nicht nachkommt oder wiederholt einer Vorladung ohne ausreichende Gründe nicht Folge leistet.
b.
Ihr Verhalten in der Schweiz oder im Ausland lässt darauf schliessen, dass sie sich behördlichen Anordnungen widersetzt.
c.
Sie reicht mehrere Asylgesuche unter verschiedenen Identitäten ein.
d.
Sie verlässt ein ihr zugewiesenes Gebiet oder betritt ein ihr verbotenes Gebiet nach Artikel 74.
e.
Sie betritt trotz Einreiseverbot das Gebiet der Schweiz und kann nicht sofort weggewiesen werden.
f.
Sie hält sich rechtswidrig in der Schweiz auf, reicht ein Asylgesuch ein und bezweckt damit offensichtlich, den drohenden Vollzug einer Wegweisung zu vermeiden.
g.
Sie bedroht Personen ernsthaft oder gefährdet diese erheblich an Leib und Leben und wird deshalb strafrechtlich verfolgt oder ist deshalb verurteilt worden.
h.
Sie ist wegen eines Verbrechens verurteilt worden.
i.
Sie verneint der zuständigen Behörde gegenüber, dass sie in einem Dublin-Staat einen Aufenthaltstitel beziehungsweise ein Visum besitzt oder besessen oder ein Asylgesuch eingereicht hat;
j.210
Sie gefährdet Erkenntnissen von fedpol oder des NDB zufolge die innere oder äussere Sicherheit der Schweiz.

3 Die betroffene Person kann in Haft belassen oder in Haft genommen werden ab Haftanordnung für die Dauer von höchstens:

a.
sieben Wochen während der Vorbereitung des Entscheides über die Zuständigkeit für das Asylgesuch; dazu gehört die Stellung des Übernahmeersuchens an den anderen Dublin-Staat, die Wartefrist bis zur Antwort oder bis zur stillschweigenden Annahme sowie die Abfassung des Entscheides und dessen Eröffnung;
b.
fünf Wochen während eines Verfahrens gemäss Artikel 5 der Verordnung (EG) Nr. 1560/2003211;
c.
sechs Wochen zur Sicherstellung des Vollzugs zwischen der Eröffnung des Weg- oder Ausweisungsentscheides beziehungsweise nach Beendigung der aufschiebenden Wirkung eines allfällig eingereichten Rechtsmittels gegen einen erstinstanzlich ergangenen Weg- oder Ausweisungsentscheid und der Überstellung der betroffenen Person an den zuständigen Dublin-Staat.

4 Weigert sich eine Person, ein Transportmittel zur Durchführung der Überstellung in den zuständigen Dublin-Staat zu besteigen, oder verhindert sie auf eine andere Art und Weise durch ihr persönliches Verhalten die Überstellung, so kann sie, um die Überstellung sicherzustellen, in Haft genommen werden, sofern die Anordnung der Haft nach Absatz 3 Buchstabe c nicht mehr möglich ist und eine weniger einschneidende Massnahme nicht zum Ziel führt. Die Haft darf nur so lange dauern, bis die erneute Überstellung möglich ist, jedoch höchstens sechs Wochen. Sie kann mit Zustimmung der richterlichen Behörde verlängert werden, sofern die betroffene Person weiterhin nicht bereit ist, ihr Verhalten zu ändern. Die Höchstdauer dieser Haft beträgt drei Monate.

5 Die Hafttage sind an die Höchstdauer nach Artikel 79 anzurechnen.

207 Eingefügt durch Anhang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Übernahme der V[EU] Nr. 604/2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der für die Prüfung eines Antrags auf internationalen Schutz zuständig ist), in Kraft seit 1. Juli 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

208 Siehe Fussnote zu Art. 64a Abs. 1.

209 SR 142.31

210 Eingefügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus, in Kraft seit 1. Juni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

211 Verordnung (EG) Nr. 1560/2003 der Kommission vom 2. Sept. 2003 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 343/2003 des Rates zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der für die Prüfung eines von einem Drittstaatsangehörigen in einem Mitgliedstaat gestellten Asylantrags zuständig ist, ABl. L 222 vom 5.9.2003, S. 3.

 

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